Er liebt mich, sie liebt mich nicht – Beziehung auf dem Prüfstand
Meine Gedanken richten sich heute an alle „Nicht-frisch-Verliebten“ Menschen, die in einer Partnerschaft leben. Oder eben nicht mehr… Weil sie darauf vergessen haben… Weil die Kinder, die Karriere, die Freund*innen, Hobbies etc. wichtiger waren…
Neulich hat mir ein sehr lieber Mensch erzählt, dass sie zu ihrem Lebensgefährten meinte, ernsthaft zu überlegen, eine eigene Wohnung mit den beiden Kindern zu beziehen. Wohl ein Indiz, dass hier so einiges im Argen ist…. Seine Reaktion hat ihr glücklicherweise die Augen geöffnet. Er erwiderte nämlich: „ICH würde das ohnehin am wenigsten merken, denn für mich bringst du die allerwenigste Zeit auf…“
Wenn der Alltag die Liebe verdrängt
Traurige Tatsache. Aber auch der Startschuss für eine Veränderung! Meine liebe Bekannte ist erfreulicherweise eine sehr intelligente und reflektierte Person, die sofort verstand, was ihr Partner meinte. Sie hat die letzten Jahre, hauptsächlich seit Geburt der Kinder, viel Zeit in die Erziehung, aber auch in den Teilzeitberuf, der sie auch mal „Nicht-Mutter“ sein lässt, gesteckt. Kam der Liebste nach vier Tagen beruflichen Auslandsaufenthalt endlich zu Hause an, stieß sie ihn von sich. Sie habe zu tun. Endlich sind die Kinder versorgt, sie müsse jetzt arbeiten. Kein gemeinsames zu Bett gehen. Kaum ein Austausch über die vergangene Woche, keine frohlockenden Zärtlichkeiten… Alles hat sie selbst an sich gerissen und kaum Unterstützung von außen angenommen bzw. zugelassen. Ein Klassiker unter den Drehbüchern über Partnerschaften.
„…und sie ist alles, was ich liebe – und er ist alles, was ich will“
Doch jetzt kommt die schöne Wendung. Beide Partner sind sich in einem Punkt vollkommen einig: nach 18 Jahren Beziehung lieben sie sich immer noch und diese Liebe ist ihre Basis, das Fundament, das die Beziehung trägt. Und diese Beziehung ist ihnen sehr wichtig, weshalb sie daran arbeiten wollen. Im ersten Schritt mit ganz einfachen Mitteln, nämlich regelmäßigen Dates. Ja, denn die beiden hatten in den letzten neun Jahren nur zwei (!!!) Verabredungen als Paar. Alles andere war schließlich wichtiger. Und dies kann fatale Auswirkungen auf die Partnerschaft haben.
Eine liebe Bekannte von mir sagte mir einst. Hast du eine Beziehung, so vergiss nicht auf dich selbst. Sprich aber auch deinem Partner seine Freiräume zu. Ergo gibt es ein „Irene-Land“, ein (naja nennen wir ihn mal zwecks der Anonymität) „Max-Mustermann-Land“ und ein „WIR-Land“. Alle Bereiche sind es wert, bedient zu werden, und so auch das WIR!
Mal ganz ehrlich? Wann haben Sie Ihre/n Liebste/n das letzte Mal tief in die Augen gesehen? Wann haben sie ihn/sie zuletzt an der Wohnungstür mit einem innigen Kuss empfangen? Wann zuletzt bei körperlichen Intimitäten zärtlich seine/ihre Haut wahrgenommen und einfach nur das „Paar-sein“ genossen, ohne schon über den Speiseplan vom kommenden Wochenende nachzudenken?
Wenn die Hormone flöten gehen
Was passiert oftmals in langjährigen Beziehungen? Wie kommt es überhaupt zu einer solchen? Zu Beginn steht wohl die hormongesteuerte Phase des Verliebtseins. Ein Hormonrausch, der oftmals kaum zu zügeln ist, beginnt. Der Körper spielt Sachen, die regelrecht verrückt und süchtig machen. Schön zu Beginn. Doch zum Glück hört das auch mal auf, denn Sucht ist ungesund 😉 Nun steht das Paar vor der Entscheidung: lass ich mich auf mein vis à vis ein – trotz aller Macken (die man ja zuerst auf Grund der hormonell bedingten Beschränktheit, ähm sorry Eingeschränktheit, nicht wahrnimmt)? Kann ich mir ein Leben mit diesem wundervollen Menschen vorstellen oder sind unsere Werte, Vorstellungen etc. doch zu unterschiedlich oder gehören Sie zu den süchtigen Suchenden und lassen sich auf die nächste Affäre ein…?
Gratulation an alle, die den Weg des „Sich-Einlassens“ gewählt haben. Denn an diesem Punkt passiert meines Erachtens der faszinierende Übergang von Verliebtheit zu Liebe! 18 Jahre … eine lange Zeit… Eine Zeit, die unser Paar zu einem WIR gemacht haben. Ich wünsche den beiden, dass die Beziehungs“arbeit“ funktionieren wird, denn wie der Österreicher so schön sagt „wäre schade drum…“
Could We Start Again Please
Sie selbst haben es in der Hand – und zumeist ist es ganz einfach – wieder Elan und Schwung in Ihre Beziehung zu bringen. Entscheiden Sie, ob Sie wie das anfänglich in der wunderschönen Ballade von Reinhard Mey „WIR“ besungene Paar enden wollen oder nochmal einen Schwenk versuchen oder ob es möglicherweise der schöne „Sommermorgen“ – ebenso von diesem genialen Künstler besungen – bleiben soll. Your coice!
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